Hilfe Gott

Hilfe Gott

Ist konstruktiv kritisches Denken eine Sünde?

Ich wurde katholisch erzogen, die 10 Gebote prägten die Werte unserer Familie, rein oberflächlich betrachtet. Ich hatte Schiss davor, Gott zu lästern, denn Gotteslästerung war eine Todsünde und extrem mit Schuld verbunden. Dieses Denken ist tief in mein Unterbewusstsein eingebrannt.

Heute als erwachsene Frau frage ich mich doch tatsächlich, lästere ich Gott, wenn ich konstruktiv kritisch denken? Wenn ich Dogmen in Frage stelle?

Wann kann ich meine Unterwürfigkeit, nicht zu verwechseln mit Demut, die durch das Drohen mit dem strafenden Gott, der jede meiner Verfehlungen sieht, geprägt wurde loslassen?

Mit 20 habe ich mich von der katholischen Kirche distanziert, ließ meine Kinder evangelisch taufen. Mit 40, nach meiner Trennung von der Familie, fand ich dort wieder Zugang, besuchte  regelmäßig die Gottesdienste auf der Marienburg. Während der letzten 20 Jahre ist mir diese Gemeinde so etwas wie eine geistige Heimat geworden.

Inzwischen traute ich mich, die Institution Kirche zu hinterfragen. Ich gestehe mir zu, dass es auch in Glaubensfragen Freiheit gibt. Ich bin praktizierende Christin und stelle mir, konstruktiv-kritische Fragen.

Jesus Christus ist mein spiritueller Lehrer. In seinen Worten und in seinem Vorbild finde ich Antworten auf Lebensthemen. Meditation und Achtsamkeit, deren Ursprung in den fernöstlichen Traditionen und Weisheitslehren zu finden ist, lernte ich nach MBSR, Jon Kabatt Zinn u. Jack Kornfield.

Durch Veit Lindau und seine Seminare eröffnete sich mir ein noch tieferer Zugang zu spirituellem Wissen und Erfahrungen. Er lehrt Spiritualitat und verbindet diese mit modernem Wissen aus der Neurowissenschaften und der Stressforschung. Die Coachingausbildung bei ihm brachte mich zu einer integraleren Sichtweise, öffnete mir den Weg in die weitere Räume.

Hilfe zur Selbsthilfe, Selbstliebe und Selbstwirksamkeit- jetzt weiß ich, wie ich sie praktisch leben und umsetzten kann.

Ich erkenne an, was mein Schuld- und Sündenverständnis prägte, lege das kindliche Denken mit seinen Verboten, Strafen und der Angst, in der Hölle zu kommen.

Ich bin im Fluss.

 

Was heißt es denn eigentlich „in die Hölle zu kommen?“

Veit Lindau definierte in seinem Kurs Schattenwerk die Bedeutung von Hölle aus seiner Sicht.

Ich habe ihn so verstanden: „Die Hölle in mir entsteht, wenn ich mich immer wieder verdamme wegen einer Schuld, die ich auf mich genommen habe und mein Geist immer wieder zu diesem Ereignis zurück geht.“

Das konnte ich sehr gut sehen, fühlen, annehmen.

Als Kinder wurde uns beigebracht, wir sind mit Fehlern behaftet, wegen unserer Sünden immer vom Teufel bedroht.

Ich persönlich war nie richtig, entweder zu langsam oder zu verträumt, zu unaufmerksam, zu faul, machte alles falsch…….

 

Kirche als Druckmittel.

Gottesdienste vor der Schule,  mindestens einmal die Woche, waren für uns Kinder Pflicht. Der Vater hielt es selbst sonntags mit den Kirchgängen nicht so genau. Seine Verachtung für die „Pfaffen“ brachte er wortstark zum Ausdruck, wenn er getrunken hatte.

Die Oma hingegen war voller Angst vor der Strafe Gottes, klagend, müde, traurig voller Gram.

Bilder tief in die Seele eingebrannt, die Botschaften hinter den Schuldzuweisungen wurden zu Glaubenssätzen.

Ich bin schuldig. Ich muss mich schämen. Ich bin nicht liebenswert.

Meine Wahrnehmungen waren fein, meine Sinne geschärft.

Ich lernte diese für mich zu behalten, wurde still, lernte zu Dienen, zu Schleimen, Bücklinge zu machen. Sicher kein Einzelschicksal in den 60er Jahren.

War eine gute „Pausenaufseherin“ in der Schule. Bei einem Klassentreffen mit 40 erfuhr ich, dass ich in der Schule schon geredet hätte wie eine alte Frau. Danke für die Offenheit, es passt zu meinen Erinnerungen.

 Ich entwickelte auch wichtige Fähigkeiten wie Mitgefühl, Empathie und einen Spürsinn, ich erahnte, was gerade gebraucht wurde, was notwendig war.

Opfer sein, nach den Werten anderer leben ist Macht.

Heute sehe ich, das Dienen war machtvoll und bequem, ich schob die Verantwortung auf die, denen ich mich unterordnete.

Ich fühlte meine Bedürfnisse, bekam  klare Impulse. Ich spürte: “ Das hier geht voll gegen meine Werte“, trat aber nicht dafür ein.

Es war völlig in Ordnung, mich anzupassen. Ich merkte nicht einmal mehr, dass ich die Bedürfnisse anderer zu meinen machte und ungesunde Erwartungshaltungen daraus entwickelte.

Ich folgte brav den Botschaft der Frauen aus meiner Ahnenreihe: „Sei still, halte dich zurück, mach die Faust im Sack.“

Mir fehlten in der Kindheit Referenzerfahrungen von starken Frauen, die es anders machten.

So entwickelte ich einerseits eine absolute Omnipotenz, für das was „richtig“ war, blieb abhängig und devot, schob die Verantwortung für meine Entwicklung ins Außen ab.

So entstand auch meine Überzeugung, ich bin unersetztlich und wichtig.

 

 

Zerrissenheit macht krank.

Nach Außen passte ich mich an, im Innersten rebellierte ich und kämpfte. Ich hatte damals noch keine andere Lösung.

Resilienz begleiteten mich in allen Lebensphasen, half mir aus lebensverändernden Krisen.

 Ich erkannte die Weisheit der Botschaften meines Körpers. Sie dienten meinem Schutz.

Mehr und mehr lernte ich mir zu vertrauen und ließ es sein, zu kämpfen.

Stress, Wut, Angst sind mir heute immer noch Lehrmeister.

Ich lerne immer noch, so gehe ich gerade wieder auf die Übungsmatte um zu erkennen, wo ich meine Grenzen überschritten habe.

Erkenne an, dass ich mein coabhängiges Verhalten wie eine Sucht an meiner Seite habe.

 

achtsamkeit

 

Was hat das alles nun mit Gotteslästerung zu tun?

Dank Veit durfte ich erkennen, dass ich, wenn ich nicht gut mit mir umgehe Gotteslästerung betreibe.

Wenn ich  undankbar und wenig wertschätzend mit dem Geschenk meines Lebens umgehen, dann verhöhne ich das Göttliche in mir. Ich verspotte Gott, der mir sein Licht gegeben hat.

Indem ich mich nicht in Selbstliebe übe, schlecht von mir denke und mich schlecht behandele, betreibe ich Gotteslästerung.

Ein heftiger Gedanke, der mich still macht und demütig. Ja, ich habe so gelebt und tue es in Teilen immer noch.

 

Ich will das ändern und übe mich in den Glaubenssätzen

  • Ich bin ein geliebtes und gewolltes Geschöpf Gottes.
  • Ich bin wertvoll, ein Geschenk, mit unzähligen Gaben und Fertigkeiten!
  • Ich erfreue die Menschen in meinem Umfeld und trage so mit meinem Sein zum Glück anderer.
  • Ich mache niemanden unglücklich, wenn ich meinem Lebensruf folge.
  • Ich bin für mein Glück verantwortlich und vertraue allen anderen Menschen, dass sie für ihr Glück Verantwortung übernehmen.
  • Weil sie göttliche Wesen Hilfe und Unterstützung finden in ihrem eigenen Sein.

 

 

Ich bin im Fluss.

Vision

Ich bin im letzten Lebensdrittel angekommen.

Mit meiner göttlichen Führung werde ich dieses bewusst, von Liebe, Frieden und dem Wunsch nach Aussöhnung geleitet, leben und gestalten.

Ich folge meiner Intuition, die mich bis hierher gebracht hat.

In Verbindung mit meiner Höheren Macht, mit Gott, so wie ich ihn für mich verstehe, bringe ich meine Gaben zum Wohle aller Wesen ein.

Heute wähle ich, dem Wort Gotteslästerung eine schützende, befreiende Bedeutung zu geben.

Ich lasse Angst, Zweifel und Misstrauen gegen mich selbst los.

Ich lasse mich nicht mehr vom Bild des strafenden und zürnenden Gottes entmutigen.

Ich achte und ehre das GÖTTLICHE in mit, in dir in der ganzen Schöpfung.

Ich verpflichte mich, achtsam, sorgsam und schützend damit umzugehen.

Ich besinne mich, nehme mir das Wort Gotteslästerung zum Anker.

Ich setzte mir eine bewusstes STOP, wenn ich nicht mehr in der Liebe, in der Freude, im Frieden und in der Dankbarkeit bin.

Ich erkenne, achte und ehre: Alles, was ich christlich, so wie Jesus es gelehrt hat, für andere tue, schenke ich auch mir selbst.

Bei Gott darf alles sein. Er lästert nicht über uns, er trägt die Lasten mit uns.

Ich bin dankbar für diese Erkenntnis und teile sie gerne mit euch.

Liebe Grüße Christamaria